Ich heiße Martijn, und ich habe eine sehr wichtige Botschaft für alle Adoptierte aus Indien – besonders für diejenigen, die aus dem Kinderheim in Moodabidri kommen! Ich wurde in diesem Kinderheim geboren (in der Nähe von Mangalore) im Bundesstaat Karnataka. Den Wunsch, meine leibliche Mutter zu finden, hatte ich schon sehr früh und habe mich mit zwei Freunden (aus demselben Kinderheim) auf die Suche gemacht. Wir wandten uns an Wereldkinderen (die Niederländische Adoptionsvermittlungsstelle, die unsere Adoption durchgeführt hatte), wo zunächst eine Machbarkeitsanalyse durchgeführt werden sollte, bei der untersucht wird, ob eine Suche überhaupt möglich ist. Wir haben uns auch an das Rote Kreuz und den ISS (internationaler Sozialdienst) gewandt, wurden aber schnell darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie uns weder helfen konnten noch wollten. Von Wereldkinderen wurden wir fast ein Jahr lang hingehalten. Die Machbarkeitsanalyse wurde mehrfach vertagt, und so konnten wir ihnen nicht mehr vertrauen.
Danach haben wir uns mit der Organisation Against Child Trafficking (ACT) in Verbindung gesetzt. Diese NGO hat schon mehrere Herkunftssuchen erfolgreich gelöst. Es ist keine kommerzielle Organisation. Die Fälle, die sie annehmen, ergeben häufig, dass die Adoption illegal war (Kinder wurden entführt etc.), und sie versuchen, die Wahrheit herauszufinden.
Wir haben ihnen vertraut, weil sie eine große Erfahrung mit solchen Suchen nachweisen konnten, besonders im Hinblick darauf, Unterlagen von den Kinderheimen zu erhalten. Die Kinderheime haben Dokumente zum Adoptionsprozess, dem Namen der Mutter und des Vaters (falls bekannt), zum Geburtsdatum etc. – und in der Regel gegeben sie sie nicht heraus.
Der Mensch hinter ACT ist Arun Dohle. Er wurde selbst adoptiert und hat schon mehrere Gerichtsverfahren in Indien gewonnen. Er musste sogar vor den Obersten Gerichtshof Indiens, um seine Adoptionsdokumente zu erhalten.
In unserem Fall ging Arun zusammen mit Anjali (eine für ACT tätige indische Sozialarbeiterin) nach Moodabidri, um die Unterlagen anzufordern.
Der Priester des Kinderheims wollte sie zunächst nicht herausgeben und hat sie erst auf erheblichen Druck von ACT ausgehändigt. Dank dieser Dokumente konnten wir alle unsere Mütter finden. Ich selbst bin letzten September nach Indien geflogen, um meine Familie kennenzulernen. Anjali hat mich dabei begleitet, um mir bei möglichen kulturellen Schwierigkeiten zu helfen. Auch mein leiblicher Vater, dessen Name aus den Dokumenten hervorging, wurde dank Anjali gefunden, und ich konnte ihn treffen.
Es war eine großartige Erfahrung, meine biologische Familie endlich kennenzulernen. Ich schreibe diese Nachricht für alle, die selbst nach ihrer Herkunft suchen möchten: Wenn Ihr aus Moodabidri kommt, könnt Ihr Eure Unterlagen jetzt problemlos erhalten. Es ist jedoch Eile angesagt, weil der Priester recht alt ist und nicht sicher ist, ob die Dokumente auch nach seinem Tod noch so unkompliziert herausgegeben werden. Aber auch wenn Ihr nicht aus Moodabidri kommt, kann ACT euch sicherlich helfen an weitere Informationen zu kommen.
Viele Grüße,
